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Xantener Dombauverein gibt NS-Raubkunstbild an Erben zurück - The Xanten Cathedral Association returns a Nazi-looted painting to the heirs

1998
1970
1945
Rheinische Post 21 March 2019
Von Anne Harnischmacher und Markus Werning

Xanten 1941 beschlagnahmten die Nazis in Wien den Besitz der jüdischen Eheleute Kraus, dazu gehörte auch eine Kunstsammmlung. Eines der Bilder landete später in Xanten. Nun hat es die Familie zurückbekommen.


Wilhelm Barking (l.) vom Dombauverein übergibt das Gemälde an John Graykowski, den Urenkel von Gottlieb und Mathilde Kraus.

In Xanten ist am Donnerstag ein NS-Raubkunstbild an die Erben der einstigen jüdischen Besitzer zurückgegeben worden. „Meine Familie wartet seit achtzig Jahren auf diesen Moment“, sagte John Graykowski, Urenkel von Gottlieb und Mathilde Kraus. Im Namen seiner Familie dankte er dem Xantener Dombauverein, der das Ölgemälde an ihn übergab. „Ich hoffe, dass sich andere Einrichtungen und Privatpersonen, die Gemälde und Kunstwerke mit einer ähnlichen Herkunft besitzen, ein Beispiel daran nehmen, um zu zeigen, dass es nie zu spät ist, ein Maß an Mitgefühl und Gerechtigkeit zu gewähren.“ Das Gemälde „Holländisches Platzbild“ gehörte einst den in Wien lebenden jüdischen Eheleuten Gottlieb und Mathilde Kraus. Das Bild soll den St. Viktor Dom in Xanten zeigen und wird dem holländischen Maler Jan van der Heyden (1637-1712) zugeschrieben.

Die Eheleute Kraus konnten vor den Nazis fliehen, ihr gesamtes Vermögen wurde jedoch 1941 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) der Nazis beschlagnahmt. Das Gemälde „Holländisches Platzbild“ wurde später an Hitlers Leibfotografen Heinrich Hoffmann, den Vater von Henriette Hoffmann, verkauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg landete es in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, nachdem die Alliierten es dem Freistaat Bayern zur weiteren Klärung überlassen hatten. 1962 wurde es an Henriette Hoffmann, die geschiedene Ehefrau des einstigen NS-Reichsjugendführers Baldur von Schirach, verkauft. Ein Jahr später erwarb der Xantener Dombauverein das Gemälde für 16.100 DM vom Auktionshaus Lampertz in Köln – „ohne Kenntnis davon, dass das Gemälde ursprünglich der Familie Kraus gehörte“, wie der Dombauverein betont. Heute wird der Wert des Bildes auf 5000 Euro geschätzt.

2011 forderten Erbenvertreter erstmals die Rückgabe. Die „Commission for Looted Art in Europe“ (London) hatte den Verbleib des Gemäldes recherchiert. In den folgenden Jahren hätten zunächst rechtliche Fragen geklärt werden müssen, teilten beide Seiten am Donnerstag mit. Schließlich seien die Eigentumsrechte der Erben geklärt worden, und der Dombauverein habe einstimmig für die Herausgabe des Bildes gestimmt. Durch die Übergabe des Raubkunst-Gemäldes an die Erben der Familie Kraus leiste der Dombauverein „einen kleinen Beitrag“, um „das durch die Nazi-Schergen angerichtete Unrecht nach über 80 Jahren wiedergutzumachen“, sagte Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Xantener Dombauvereins.

Die Nazis hätten mehr als 160 Bilder beschlagnahmt, sagte Graykowski. Die Familie habe sich jahrelang erfolglos bei den Regierungen in Deutschland und Österreich darum bemüht, dass ihre Kunstsammlung wiedergefunden werde. Das „Holländische Platzbild“ sei erst das siebte Gemälde, das seine Familie zurückerhalte – in Deutschland sei es das erste. Sechs Bilder habe die Familie vorher in Österreich zurückbekommen. Sein Plan sei, dass das Gemälde im Jüdischen Museum in Wien ausgestellt werde. Aus seiner Sicht kehre es dann nach Hause zurück, sagte Graykowski.

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