Der Cousin von Cornelius Gurlitt, Dietrich Gurlitt, hat sich vom neuen Gutachten über den Kunstsammler distanziert. «Mit den Versuchen einiger Verwandter, den Geisteszustand von Cornelius anzuzweifeln, habe ich nichts zu tun», schrieb Dietrich Gurlitt an den Direktor des Kunstmuseums Bern, Matthias Frehner, in einer E-Mail.
Diese E-Mail übermittelte Dietrich Gurlitts Sohn Christoph Gurlitt der Nachrichtenagentur dpa. Das Kunstmuseum Bern bestätigte den Eingang der Nachricht gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Die Nachricht werde in die Überlegungen des Kunstmuseums miteinbezogen, so die Mediensprecherin des Museums, Ruth Gilgen, weiter. Ansonsten werde die Angelegenheit nicht kommentiert.Cousin hofft auf Annahme des Erbes
«Wie bereits im Mai erklärt, hoffe ich, Sie geben eine positive Entscheidung bezüglich des Cornelius-Gurlitt-Erbes bekannt», schrieb der 95-jährige Dietrich Gurlitt ans Kunstmuseum Bern. Das Gutachten des Psychiaters und Juristen Helmut Hausner, demzufolge Cornelius Gurlitt an «paranoiden Wahnideen» litt, habe Dietrich Gurlitt nicht in Auftrag gegeben, betonte sein Sohn und verwies auf eine Stellungnahme der Gurlitt-Angehörigen vom Mai dieses Jahres.
Darin hiess es: «Wir begrüssen vollumfänglich das Testament von Cornelius Gurlitt, das das Berner Kunstmuseum zum alleinigen Erben seiner wertvollen Sammlung macht und unterstützen dies ausdrücklich.» Und: «Wir wollen und werden dazu beitragen, dass der letzte Wille des Verstorbenen ungehindert umgesetzt wird.»
Entscheid fällt nächste Woche
Sollte das Kunstmuseum Bern, das Gurlitt in seinem Testament als Alleinerben einsetzte, die Erbschaft ausschlagen, würde Dietrich Gurlitt gemeinsam mit seiner Schwester Uta Werner die millionenschwere Kunstsammlung erben. Am 26. November will das Museum seine Entscheidung bekanntgeben.
Nach Ansicht des Juristen Wolfgang Seybold, der Uta Werner und einen Teil der Familie - nicht aber Dietrich Gurlitt - vertritt und das Gutachten in Auftrag gab, ist Gurlitts Testament ungültig. «Das Gutachten bedeutet, dass das Testament, das Cornelius Gurlitt am 9. Januar 2014 verfasst hat, nicht wirksam ist und damit Bern nicht Erbe wird», sagte er dem 3sat-Magazin «Kulturzeit».
Der Kunstsammler Cornelius Gurlitt, der monatelang im Zentrum einer hitzigen Raubkunst-Debatte stand, war am 6. Mai im Alter von 81 Jahren in München gestorben. Kurz darauf wurde bekannt, dass er seinen kompletten Besitz dem Berner Kunstmuseum vermachte.