3Sat 16 December 2013
Es sind unermessliche Kunstschätze, die in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt gefunden und beschlagnahmt wurden. In einer Reihe blicken wir in "Gurlitts Schatzkiste" und fragen nach der Herkunft der Bilder. Diesmal: "Mann und Frau am Fenster" von Wilhelm Lachnit.
Wilhelm Lachnit hatte Humor, liebte den Karneval - und Kinder. "Die haben für die armen Kinder - das klingt jetzt ein bisschen pathetisch - Kaspertheater gespielt", erinnert sich seine Nichte. Von den Nazis noch als "entartet" diffamiert, wurde Lachnit nach dem Krieg Professor für Malerei in Dresden. Doch auch in der DDR war er wieder einmal nicht systemtauglich, wie seine Großnichte Katharina Wenzel-Seifert berichtet: "Er ist relativ schnell angeeckt, hat seine Professur freiwillig aufgegeben, dann aber keineswegs ein supertolles Leben geführt und endlich seine Freiheiten als Maler genießen können - wie das mal dargestellt worden ist zu DDR-Zeiten - sondern unter sehr ärmlichen Bedingungen gelebt."
Wilhelm Lachnits Werk ist weniger bekannt als das seiner Weggefährten Otto Dix und Conrad Felixmüller. Umso wichtiger ist der Fund bei Cornelius Gurlitt. "Wir freuen uns ungemein, dass diese Bilder aufgetaucht sind und um die Welt gehen", sagt Katharina Wenzel-Seifert, Großnichte von Wilhelm Lachnit. Besitzansprüche will die Familie nicht stellen. Lachnit selbst hatte es damals an den Dresdner Sammler Fritz Salo Glaser verkauft. "Dieses Bild ist damals vermutlich in den 1920er Jahren von Herrn Glaser angekauft worden und war damit sein Besitz", so Katharina Wenzel-Seifert. "Und wenn jemand Ansprüche stellen kann, dann die Nachkommen von Rechtsanwalt Glaser, von dem Sammler, aber sicherlich nicht wir." Wie das frühe Aquarell von Glaser zu Gurlitt kam, muss noch geklärt werden.
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