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Jewish Claims Conference darf an Gurlitt-Task-Force teilnehmen

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Der Spiegel 18 November 2013

An der Expertenrunde, welche die Herkunft der Kunstwerke aus dem Gurlitt-Fund aufklären soll, dürfen sich jetzt auch zwei Vertreter der Jewish Claims Conference beteiligen. Ihr Vertreter Rüdiger Mahlo hatte in der vergangenen Woche darauf gedrängt.

Hamburg/ Frankfurt am Main - Zehn Fachleute werden die Herkunft der Werke aus dem Schwabinger Kunstfund beleuchten. Forscher aus dem In- und Ausland sollen an der Task-Force mitwirken, ein Staatsanwalt - und zwei Experten der Jewish Claims Conference (JCC).

Mit dieser Entscheidung bekommt Rüdiger Mahlo nun doch, was er in der vergangenen Woche forderte. Der Vertreter der JCC in Frankfurt am Main drängte darauf, dass Experten der Organisation Teil der Gurlitt-Task-Force würden. "Die Claims Conference vertritt seit mehr als sechs Jahrzehnten die Interessen der jüdischen NS-Verfolgten in allen Fragen der Entschädigung und Restitution", hatte Mahlo in der vergangenen Woche gesagt. "Selbstredend gehört eine Vertretung der jüdischen Opfer in eine solche Kommission."

Die Expertenrunde unter wissenschaftlicher Leitung des Diplom-Kunsthistorikers Uwe Hartmann soll klären, woher die Kunstwerke aus dem Münchner Kunstfund stammen. Gut eineinhalb Jahre lang hatten die Behörden, allen voran die Augsburger Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen und die spektakuläre Entdeckung aus dem Frühjahr 2012 geheim gehalten. International war das Vorgehen heftig kritisiert worden, vor allem im Interesse der von den Nazis enteigneten Eigentümer und ihren Erben.

Der bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU) bekräftigte unterdessen den Wunsch der Staatsregierung nach einem baldigen Kontakt zu Cornelius Gurlitt. "Es ist wichtig, dass sobald wie möglich ein Gespräch zustande kommt", sagte Bausback. Wer dieses Gespräch führe, sei jedoch nicht so wichtig. "Es kommt nicht darauf an, wer mit Herrn Gurlitt redet, sondern dass mit ihm geredet wird."

International sorgte der Umgang der deutschen Behörden mit dem Münchner Kunstfund für Befremden - nun soll nach dem Willen der Bundesregierung rasch geklärt werden, welche Werke als NS-Raubkunst zu werten sind. Man sei sich absolut bewusst, dass der Fall große Aufmerksamkeit erregt habe, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Wir bemühen uns, dieser Verantwortung gerecht zu werden." Klarheit soll insbesondere die Lost-Art-Datenbank bringen, auf der mögliche NS-Raubkunstwerke veröffentlicht werden.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/jewish-claims-conference-an-gurlitt-task-force-beteiligt-a-934297.html
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