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Wer zahlt? - Who pays?

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Sueddeutsche Zeitung 28 January 2018
von Michael Kohler

Die Stadt Düsseldorf sucht Unterstützung für die Max-Stern-Ausstellung, die sie abgesagt hat und nun doch zeigen will. Und es gibt neue Irritationen um die Restitution eines Bildes von Heinrich Heimes.

In den Wirrungen um die von der Stadt Düsseldorf abgesagte Max-Stern-Ausstellung gibt es eine neue Wendung, die eigentlich eine alte ist. Bereits vor vier Jahren will das Max Stern Restitution Project in Gesprächen ein Gemälde von Heinrich Heimes für sich reklamiert haben, das sich im Besitz des städtischen Museums Kunstpalast befindet. Allerdings erhoben die Erben des jüdischen Kunsthändlers damals keinen förmlichen Anspruch auf den "Sonnenuntergang an der Nordsee", da sie, so Willi Korte, Restitutionsforscher des Stern Projects, die Rückgabeverhandlungen um das deutlich prominentere Selbstbildnis Wilhelm von Schadows nicht behindern wollten. Aus diesem Grund scheint das Heimes-Gemälde bei der Stadt in Vergessenheit geraten zu sein. Jedenfalls fehlt es in den kürzlich veröffentlichten städtischen Provenienzrecherchen zum Fall Stern. Auch Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe wusste nach eigenen Angaben von dem gesamten Vorgang nichts. Mittlerweile hat Lohe angekündigt, die Herkunft des möglicherweise 1937 bei einer "Judenauktion" versteigerten Gemäldes genauer untersuchen zu lassen.

Unterdessen gehen die Vorbereitungen der neu konzipierten Stern-Ausstellung nur schleppend voran. Die Stadt Düsseldorf sucht weiterhin nach einem Co-Kurator, der die abgesagte Schau im Stadtmuseum inhaltlich überarbeiten und die von der kurzfristigen Absage düpierten kanadischen Stern-Forscher zur erneuten Teilnahme bewegen soll. Ohne deren Beteiligung - das betont auch Jasmin Hartmann, Provenienzforscherin der Stadt Düsseldorf - ließen sich weder die Ausstellung noch das geplante Stern-Symposium sinnvoll realisieren. Weiterhin ungeklärt ist dem Vernehmen nach auch die Finanzierung der neuen Stern-Ausstellung.

Die kanadischen Partner sind offenbar eher geneigt, altes Geld zurückzufordern, als neues zur Verfügung zu stellen. Ob sich etwa die Kulturstiftung der Länder, die schon die erste Ausstellung nicht fördern wollte, dieses Mal beteiligt, ist ebenfalls ungewiss. Möglicherweise kommt die weltweit kritisierte Absage die Stadt Düsseldorf auch finanziell noch teuer zu stehen.

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