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Sammlung von Hitler-Vertrautem unter Verdacht - Collection of Hitler's confidant under suspicion

1998
1970
1945
Spiegel Online 13 June 2014
 


"Rinderhirte vom Starnberger See": Kunst-Freund und Hitler-Vertrauter Max Amann

Der "Völkische Beobachter" brachte ihm Millionen ein, die er gerne auch in Kunst anlegte. Jetzt stellten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen fest, dass womöglich 14 Werke in ihrem Besitz dem Nazi-Verleger Max Amann gehörten.

München/Hamburg - "Rinderhirte vom Starnberger See" (Johann Adam Klein), "Rauferei vor der Schenke" (Heinrich Bürkel) oder auch "Die Kartenlegerin" (Eduard Kurzbauer) - die Titel der Gemälde versprechen ein idyllisches Landleben, wie es einem strammen Nationalsozialisten und engem Hitler-Vertrauten wie Max Amann wohl gefallen haben dürfte.

Seit 1945 befinden sich diese Bilder im Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Jetzt haben die Pinakotheken insgesamt zehn Bilder und vier Skulpturen bei der Internetplattform Lost Art gemeldet. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die fraglichen Kunstwerke als sogenannte "Überweisungen aus Staatsbesitz" in den Besitz der Pinakotheken gelangt. Wie es in einer Pressemitteilung der Staatsgemäldesammlungen heißt, konnten die Stücke nun von internen Provenienzforschern dem nationalsozialistischen Funktionär Amann zugeordnet werden.

Nazi und Medien-Millionär

Amann, 1891 geboren, war zeitweilig als Vizefeldwebel Adolf Hitlers Vorgesetzter im Ersten Weltkrieg. Seit 1922 leitete er den nationalsozialistischen Franz-Eher-Verlag mit dem "Völkischen Beobachter", später war er als Präsident der Reichspressekammer maßgeblich für die Gleichschaltung der Medien verantwortlich. Hitler diktierte Amann einst auch den zweiten Teil seiner Hetzschrift "Mein Kampf", deren Titel auf einen Vorschlag von Amann zurückgehen soll.

Die Anrufung von Lost Art erfolgte deshalb, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich bei den Stücken aus Amanns Besitz um Raubkunst handelt. Die Provenienz-Plattform gelangte in Verbindung mit dem Münchner Kunstschatz verstärkt in die Öffentlichkeit, auf ihr sind auch Hunderte Werke aus der umstrittenen Sammlung Cornelius Gurlitts gelistet.

Mit seinen Medienunternehmungen wurde Amann in der NS-Zeit zum Millionär. Er verwendete sein Vermögen wie viele Nazi-Größen nicht zuletzt für den Erwerb von Kunstwerken, vor allem für Genremalerei des 19. Jahrhunderts. Nach Kriegsende wurde Amann im Zuge der Entnazifizierung als Hauptschuldiger eingestuft, in einem Arbeitslager inhaftiert und enteignet, 1953 dann aus der Haft entlassen. 1957 verstarb er.

 

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/raubkunst-pinakotheken-melden-max-amann-bilder-bei-lost-art-a-974784.html
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