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Stärkere Suche nach Raub- und Beutekunst

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Tageblatt 10 June 2012


Steigende Zahlen in einer Datenbank zu Raub- und Beutekunst zeigen: Immer mehr Museen durchforsten ihre Bestände. Aber nicht nur das: Zunehmend wollen auch Privatleute Klarheit über ihren Besitz.

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Blick auf eine Seite der Internet-Datenbank der Koordinierungsstelle Magdeburg, in der nach NS-Raub-und Beutekunst gefahndet wird. (Bild: dpa)

Beute- oder NS-Raubkunst im Depot? Immer mehr Museen, Bibliotheken und Archive forschen nach der Herkunft ihrer Bestände. Aber auch immer mehr Privatpersonen wollen wissen, woher beispielsweise geerbte Gemälde kommen. "Steigende Zahlen in unserer Datenbank lostart.de machen deutlich, dass man sich dieser Verantwortung bewusst ist und sich dieser Aufgabe stellen möchte", sagte der Leiter der zuständigen Koordinierungsstelle, Michael Franz, der Nachrichtenagentur dpa in Magdeburg.

Hier werden Gegenstände aufgelistet, bei denen nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie den rechtmäßigen Besitzern von den Nazis geraubt oder nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten weggeschafft wurden.

16 200 betroffene Objekte

Bis Ende Mai waren bei der Koordinierungsstelle, die seit 1994 arbeitet, Meldungen von 689 deutschen Einrichtungen aufgelaufen, 200 kamen allein in den vergangenen fünf Jahren dazu, wie Franz sagte. 590 Einrichtungen gaben an, dass sie keine Objekte von unklarer oder verdächtiger Herkunft in ihren Beständen hätten. Immerhin 99 Einrichtungen aber meldeten bislang Kulturgüter nach Magdeburg, die betroffen sein könnten - alles in allem waren das 16 200 Objekte.

"Im Vergleich zu 2007 hat sich die Zahl fast vervierfacht", sagte Franz. Das sei Ergebnis einer inzwischen stärkeren Förderung der sogenannten Provenienzforschung, aber auch einer verstärkten Aktivität von Bibliotheken.

Immer mehr Fundmeldungen

"Die Zahl der Fundmeldungen aus dem Privatbereich ist auch sehr sprunghaft angestiegen", sagte Franz weiter. Bis 2007 seien es 29 Menschen mit 39 Objekten gewesen, jetzt schon 57 mit mehr als 300 Objekten. "Das zeigt für uns sehr deutlich, dass man hier Klarheit haben möchte über das, was man so im Besitz hat und was man nicht zuordnen kann." Vor allem junge Leute wollten wissen, woher ein Gemälde oder eine Skulptur beispielsweise aus einem Erbe komme.

Dass das Thema auch international an Bedeutung gewinnt, zeigt laut Franz eine Weiterbildung für Fachkräfte aus 14 Ländern. Zwischen dem 10. und 15. Juni wollen sie sich in der Koordinierungsstelle in Magdeburg über Raub- und Beutekunst und den Umgang damit austauschen. Einen solchen Workshop habe es bislang nicht gegeben, sagte Franz.

http://www.tageblatt.lu/kultur/story/24147910
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