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Bayerisches Nationalmuseum gibt Raubkunst zurück

1998
1970
1945
Frankenpost 18 April 2012

Das Bayerische Nationalmuseum gibt eine wertvolle Bronzestatue an die Tochter eines von den Nazis in Auschwitz ermordeten jüdischen Kunsthistorikers zurück.

Das teilte Erbenanwalt Markus Stötzel am Mittwoch mit. Der Kunstsammler August Liebermann Mayer war unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis von der Gestapo festgenommen worden, seine umfangreiche Kunstsammlung wurde konfisziert - angeblich wegen Steuerschulden. Die Kunstwerke aus seinem Besitz wurden versteigert. Das Nationalmuseum kaufte die barocke Bronzestatue, die den Gott Merkur darstellt, nach Angaben des Anwalts im Jahr 1937 am Kunstmarkt.

Mayer wurde zunächst wieder freigelassen und verließ Deutschland. 1944 wurde er in Monte Carlo erneut von der Gestapo verhaftet und im März 1944 in Auschwitz ermordet. Seine Tochter überlebte den Holocaust und wanderte in die USA aus. Sie bekommt die wertvolle Bronzestatue nun zurück. Im Mai 2010 hatten bereits die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen vier Gemälde, die sich bis 1933 ebenfalls im Besitz Mayers befunden hatten, an die Tochter zurückgegeben.

Mayers Kunstsammlung ist nach Angaben Stötzels inzwischen weltweit verstreut, weitere Sammlungsstücke seien mittlerweile identifiziert worden. Die Entscheidung über ein Stillleben von Juan Sanchez Cotán im Art Institute in Chicago stehe noch aus.

Das Bayerische Nationalmuseum hat inzwischen allerdings bereits hochwertigen Ersatz für die Bronzestatue gefunden. Wie das Museum schon am Montag mitteilte, kehrt eine andere Merkur-Plastik aus der Zeit vor 1600 ins Museum zurück. Mehr als 50 Jahre lang hatte das Nationalmuseum sich um den Kauf bemüht.

Die Eigentümer, eine Erbengemeinschaft, hatten das Kunstwerk dem Museum 1998 als Leihgabe überlassen, 2009 wurde das Auktionshaus Christie's mit dem Verkauf der Plastik beauftragt. Wegen des vertraglich eingeräumten Vorkaufsrechts wurde die Bronze zuerst dem Museum angeboten, das zunächst vergeblich versuchte, die Mittel für den Kauf aufzubringen. 2010 kündigte die Erbengemeinschaft den Leihvertrag, und die Bronze wurde aus dem Museum entfernt.

Schließlich schaltete sich die Ernst von Siemens Kunststiftung ein und kaufte die Statue für das Museum. Nach Angaben Museumsangaben ist es die teuerste Einzelerwerbung in ihrer Geschichte der Stiftung. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.


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