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1938. Kunst, Künstler, Politik (Art, Artists, Policy), Exhibition, Jewish Museum Frankfurt, 28 November 2013 - 23 February 2014

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(English translation below)
Das Jahr 1938 war ein katastrophales Jahr in der jüdischen Geschichte. Mit dem „Anschluss“ Österreichs im März und der Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche Truppen im Oktober gerieten viele Juden unter die nationalsozialistische antisemitische Herrschaft. Die Pogrome im November 1938 trafen ganz unmittelbar fast alle in Deutschland und Österreich lebenden Juden und Jüdinnen. Was ihnen an Brutalität widerfuhr, geschah in aller Öffentlichkeit. Es beteiligten sich so viele Menschen daran, dass die deutsche Gesellschaft von nun an eine andere war.

In unserer neuen Ausstellung, eine Kooperation des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer Instituts, konzentrieren wir uns bewusst auf einen kulturellen und gesellschaftlichen Bereich, der durch seine Objekte anschaulich präsentierbar ist: den Kunstbetrieb. Was 1938 geschah, schlug sich in den Lebensläufen von Künstlern, Sammlern, Händlern, Kritikern und Museumsmitarbeitern nieder. Die Ausstellung zeigt, wer Opfer, Täter und Zuschauer wurde. Nach dem „Anschluss“ wurden in Wien etwa zahllose jüdische Sammlungen von den Nationalsozialisten geplündert. Der bekannte jüdische Kunsthändler Hugo Helbing wurde im November bei den Pogromen so schwer verletzt, dass er kurz darauf starb. Wer von den Gewalttaten profitierte, zeigt sich im Kunstbetrieb sehr deutlich.


Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940), Selbstportrait im Halbprofil, um 1930
Pastell auf Karton, Fischer Kunsthandel & Edition

Die Ausstellung versammelt die Werke von verfolgten Künstlern wie Lotte Laserstein, Elfriede Lohse-Wächtler oder Jankel Adler. Gezeigt werden auch Arbeiten von NS-Künstlern wie etwa Werner Peiner oder Edmund Steppes. Die gängige Vorstellung, im Zentrum der nationalsozialistischen Kunstpolitik hätte die Verfolgung der Avantgarde gestanden, soll korrigiert werden. Das Ziel der Kunstpolitik im Nationalsozialismus war, restlos zu kontrollieren, wer am Kunstbetrieb teilnimmt. Über die Partizipation entschieden vornehmlich rassepolitische Kriterien. Die vollständige „Arisierung“ des Kunstbetriebs wurde 1938 durchgesetzt – mit Folgen bis weit in die Nachkriegszeit hinein. Mit dieser Ausstellung soll auch gerade auf die anhaltende „Vertreibung“ jüdischer Künstler, Kunsthändler, Kritiker und Museumsfachleute aus dem deutschen Kunstbetrieb aufmerksam gemacht werden. Viele von den 1938 verfolgten jüdischen Künstlern wurden auch nach 1945 nicht mehr in Deutschland gesammelt oder sonst stärker rezipiert.

Zur Vertiefung der Ausstellung dient ein Begleitband, in dem neue Forschungen von Historikern, Kunsthistorikern und Journalisten präsentiert werden.

Der Ausstellungskatalog erscheint im Wallstein Verlag (Hrsg. von Raphael Gross, Julia Voss, Eva Atlan) und ist zum Preis von 24,90 Euro erhältlich.

Das Team des Jüdischen Museums freut sich, dass es Tobias Rehberger, David Berens und Bastian Wibranek für die Gestaltung der Ausstellungsarchitektur gewinnen konnte.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Jüdischen Museums Frankfurt mit dem Fritz Bauer Institut.

English translation:

1938 was a disastrous year in Jewish history. With the "Anschluss" of Austria in March and the occupation of the Sudetenland by German troops in October, many Jews came under Nazi anti-Semitic rule. The pogroms in November 1938 hit most directly almost all Jews living in Germany and Austria. What happened, happened to them with brutality, in full public view. There so many people involved, that German society was irredeemably transformed by it. In our new exhibition, a collaboration of the Jewish Museum and the Fritz Bauer Institute, we concentrate on the art world, a cultural and social area defined by its clearly identifiable objects. What happened in 1938 was reflected in the biographies of artists, collectors, dealers, critics and museum staff. The exhibition shows who were the victims, perpetrators and bystanders. After the "Anschluss", countless Jewish collections were looted by the Nazis in Vienna. The well-known Jewish art dealer Hugo Helbing was so badly injured in November in the pogroms that he died shortly afterwards. Who benefited from the violence is very apparent in the art world.

The exhibition brings together the works of persecuted artists such as Lotte Laserstein, Elfriede Lohse-Wachtler and Jankel Adler. The exhibition includes works by Nazi artists such as Werner Peine and Edmund Steppes. The common idea at the centre of Nazi art policy was the pursuit of the avant-garde. The aim of the art policies of National Socialism was completely to control who participated in the art world. Racial and political criteria were the main definers. The complete "aryanisation" of the art world in 1938 was enforced - with consequences far into the post-war period. This exhibition illumintes the ongoing "expulsion" of Jewish artists, art dealers, critics and museum professionals from the German art scene. Many of the Jewish artists persecuted in 1938 were not collected after 1945 in Germany or otherwise shown. The exhibition is enriched by a companion volume presenting new research by historians, art historians and journalists. The exhibition catalog will be published bye Wallenstein Verlag (Edited by Raphael Gross, Julia Voss, Eva Atlan) and is available at a price of 24.90 euros. The team at the Jewish Museum is pleased that Tobias Rehberger, David Berens and Bastian Wibranek won a design prize for the exhibition architecture.

Contact:

Jüdisches Museum
Untermainkai 14/15
60311 Frankfurt am Main
Phone: +49 (0)69 212 35000
Fax: +49 (0)69 212 30705
info(at)juedischesmuseum.de

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